Bitte haben Sie Verständnis, dass wir aktuell noch dabei sind,

alte Quellen aus Schriftverkehren, Zeitungsrtikeln, Fotoalben

auszuwerten, einzuordnen und für die Veröffentlichung aufzubereiten.

 

Bitte klicken Sie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal auf diese Rubrik.

Die Inhalte werden laufend ergänzt.

Das große Hochwasser vom 26.06.1926

Dieses leider sehr unscharfe Foto ist das Einzige, das wir vom Hochwasser am 26.06.1926 gefunden haben. Es ist auf der Rückseite datiert.

Die Situation deckt sich aber mit Erzählungen.

Der Fotograf stand auf der Eisenbahnbrücke über der Rotach mit Blick nach Norden. 

rechts einige aufgeschichtete Heuhaufen der ehemaligen Kuhweide und Streuobstwiese (heute ZF-Parkplatz),

dahinter ist schemenhaft das Dach der alten Holzbrücke zu erkennen.

Etwa in der Mitte des Hintergrundes ein Haus, dahinter das Dach des Klosterwirtes.

Links die Baumreihe der Ahornbäume, die 1983 im Zuge der Hochwassersanierung gefällt wurden und durch Eschen ersetzt wurden.

Dahinter die überflutete Aistegstraße. Die überschwemmten Wohnhäuser sind von den Ahornbäumen verdeckt.

Ob das Foto den höchsten Wasserstand darstellt oder zu einem Zeitpunkt davor oder danach aufgenommen wurde, ist nicht bekannt.

 

Aus einer Erzählung einer Zeitzeugin (Brief aus dem Jahr 1983):

"Im Jahr 1926, während des schlimmsten Hochwassers, das ich kenne, hatten meine Eltern in der Wohnung einen Wasserstand von 1,60 m.(Anmerkung: die Wohnung der Erzählerin befand sich in etwa hinter den Ahornbäumen links) In der darauffolgenden Nacht sind hier außer unserem mehrere Häuser bis auf die Grundmauern zusammengebrochen. Dies geschah nach einer 45 Tage und Nächte dauernden Regenperiode, aber doch zu einer Zeit, als das Einzugsgebiet der Rotach noch unbebaut war und das Wasser des Mühlbaches noch in eine andere Richtung floß. Diese Katastrophe war erst der Anlaß, eine Pegelmessung einzurichten."

 

 

 


Die 1926 zerstörten Häuser wurden auf einer 1 m hohen Aufschüttung im Jahr 1932 zweistöckig wieder aufgebaut.

Damals war man sich sicher, mit der Aufschüttung vor weiteren Hochwässern sicher zu sein.

Die beiden Doppelhäuser 13/15 und 17/19 wirden von den 11 Bombenangriffen zwischen 1943 und 1945 verschont und stehen heute noch. Das "Bahnwärterhäuschen" Aistegstr. 11 musste in den 70-er Jahren der Feuerwehrausfahrt der ZF weichen.

 

Nach Aussagen älterer Anwohner gab es bis zum Hochwasserausbau 1980 - 85 jedes Jahr zwischen 1926 und 1980 mehrere gravierende Hochwässer, oft mit vollgelaufenen Kellern und breiten Überspülungen unterhalb der Eisenbahnbrücke, in auffallend zunehmender Häufigkeit. Einem Beschwerdebrief aus dem Jahr 1970 entnehmen wir

" Allein in den ersten 2 Monaten des Jahres 1970 wurde eine echte Katastrophe, eine Beinahekatastrophe und mehrere ernste Krisensituationen  an der Rotach verzeichnet"

 

Erst nach einem Besuch von OB Martin Herzog im Jahr 1978 kam die Hochwassersanierung endlich ins Rollen.


1978 Bau des Löwentalviadukts, B 31-Ost

Am 6. Dezember 1977 versendet das Bürgermeisteramt der Stadt Friedrichshafen die Zurückweisung aller Einsprüche von Anwohnern gegen die Löwentalviadukt-Trasse. Anwohner der Aistegstraße monierten die Einleitung der Straßenentwässerung in die Rotach.

Das Bürgermeisteramt schreibt " Durch die Baumaßnahmen der B 31 werden die Abflußverhältnisse der Rotach nur unwesentlich beeinflußt. Bei einem Einzugsgebiet der Rotach oberhalb der Straßenbrücke der B 30 von 133,84 km² wirkt sich die neue Straßenfläche von nicht einmal 0,2 km² unter Berücksichtigung der örtlichen zund zeitlichen Zusammenhänge bei der Hochwasserbildung der Rotach so minimal aus, dass ihr praktisch keine Bedeutung zukommt. Die Einwendungen waren daher zurückzuweisen".

Nun, diese Wassermenge kann durchaus den Unterschied machen, ob das Hochwasser an der Türschwelle halt macht oder in die Wohnungen fließt. M. a. W.: solange Hochwassergefahren bestanden, hätten niemals zusätzliche Einleitungen geplant werden dürfen. Viele minimale Wassermengen ergeben in der Summe auch eine große Wassermenge.

 

Sehr interessant am Rande und in Bezug auf den aktuellen Bau der B 31 West bei Friedrichshafen ist die Tatsache, dass man in diesem Bescheid noch davon ausging, dass die Bundesautobahn A 98 zwischen Weil am Rhein und der Anschlussstelle Irschenberg an der A 8 gebaut werden würde. Sie existiert aber bis heute nur in kleinen Teilstücken bei Weil am Rhein und Stockach in einer Gesamtlänge von nur 44 km.

Wikipedia: Bundesautobahn A 98

 

Die B 31 war geplant als eine Straße, die nicht für den Fernverkehr gedacht war, der über die Autobahn A 98 geleitet werden sollte.

 

Sie sollte "den innerstädtischen und industrieorientierten Ziel- und Quellverkehr der Stadt Friedrichshafen aufnehmen und der Entflechtung des Stadtverkehrs dienen"

(Zitat aus der Einspruchsablehnung vom 6. Dez. 1977)

 

Dass ab dem Jahr 2000 nicht nur der nationale Verkehr der nicht gebauten Autobahn über die B 31 läuft, sondern nach der Öffnung Europas auch der gesamte europäische Transitverkehr zwischen Dänemark und Italien ebenso wie der zwischen Ungarn und Spanien hatte damals niemand im Blick.

 

1975 ging man auch noch von 13.500 Kfz/24 Std aus.

2009 rechnete das Regierungspräsidium Tübingen auf derselben Strecke mit 22.540 Kfz/24 Std.

Der Neubau der B 31 West soll 2020 bis zu 29.800 Kfz/24 Std aufnehmen können.

 

Wäre da im Hinblick auf die Öffnung Europas der Bau der A 98 nicht doch die bessere Wahl gewesen?

 


Hochwasser vom 24.05.1978

links oben: OB Martin Herzog besucht Anwohner, die ihre vollgelaufenen Keller auspumpen müssen (Quelle: privates Fotoalbum, Familienbesitz), datiert 24.05.1978
links oben: OB Martin Herzog besucht Anwohner, die ihre vollgelaufenen Keller auspumpen müssen (Quelle: privates Fotoalbum, Familienbesitz), datiert 24.05.1978

Hochwasser vom 22.03.1978

Die Bilder zeigen die Straße nördlich der Eisenbahnbrücke (Quelle: Familienbesitz), Bild unten: Aistegstr 11 - 15
Die Bilder zeigen die Straße nördlich der Eisenbahnbrücke (Quelle: Familienbesitz), Bild unten: Aistegstr 11 - 15

Quelle: Fotoalbum, Familienbesitz, leider undatiert
Quelle: Fotoalbum, Familienbesitz, leider undatiert

Dieses Hochwasser dürfte zu diesen Zeitpunkt seinen Höhepunkt erreicht haben. Es muss bei ca. 78 cbm/sec Abflussmenge gelegen haben.

Der Fotograf stand auf der Columbanbrücke mit Blick nach Norden.

Im Hintergrund die Eisenbahnbrücke Aistegstr.

Unter der Brückendecke ist nur noch ca 80 cm Platz bis zur Wasseroberfläche.